NACH TISCH
Wenn man nach zehn leckeren Gängen aufsteht und kein Völlegefühl einen wieder auf den Sitz zurückdrückt, ist das Genuss der leichten, aber intensiven Art. Ich habe es im majestätisch über Groß-Umstadt gelegenen „Restaurant Farmerhaus“ tatsächlich erlebt. Was man gern andernorts als Amuse geule oder bouche belächelt, lässt Michael Wendt im Menü der Köstlichkeiten immer mittwochs für schlanke 60 Euro als ein kleines Gesamtkunstwerk servieren.
„African flavours“ sind 10 aufeinanderfolgende kleine und südafrikanisch inspirierte Geschmackserlebnisse. Angefangen mit der Scheibe des Tomaten-Harissa-Gelees bis zum zart schmelzenden Tonkabohnen-Schokoladen-Parfait. Dazwischen herrliche Aroma-Kombinationen wie das Carpaccio vom Namibia Rind mit Chimichurri, die als Löffelbissen servierte Nuss einer Jakobsmuschel unter einer Orangenkruste auf einer Bananenscheibe und Mango, das in einer Lasagne gefangene, an Geflügel erinnernde Stück Krokodil oder ein mit reichlich Butter aufgeschäumter Cappuccino von Peanuts und Kokos, die Lachstranche unter einem Ananas-Chutney mit roten Pfefferbeeren. Wow. Selbst das Passionsfruchtsorbet, der Klassiker im mehrgängigen Menü, hat trotz Säure und noch mehr Frucht diese bodenlose Leichtigkeit. Und dann sozusagen der Hauptgang im Menü miniature, das Surf ‘n Turf von Garnele und Zebra mit einer Scheibe vom Kräuterseitling, nappiert mit einer Sauce zum Niederknien. Der Mascarponeschaum mit Sesamkrokant als zweites Dessert. Gaumen, was willst du mehr? Halt. Wir wollen den wunderbaren Sauvignon Blanc vom Kap ebenso wenig vergessen wie den kräftigen schokoladigen Roten aus French hook, eingeschenkt von einer aufmerksamen, überaus freundlich agierenden Katja. von Reiner Trabold
fotos: copyright regina trabold