31.12.2017
Das kann ins Auge gehen
„Ärzte warnen vor Feuerwerk“, lese ich in einer Zeitung und nicke. Ja, Raketen und Böller können – bei „unsachgemäßem Umgang“ - gefährlich sein. Aber das gilt natürlich auch für Küchenmesser, vor allem aber für Sekt- oder Champagnerflaschen. Da ist richtig Druck drauf. Mit sechs Bar schießt der Korken aus dem Flaschenhals, wo ihn zuvor ein Drahtkorb (Agraffe) festgezurrt hielt. Könner lassen den Verschluss entweder mit einem lauten Plopp herausschießen. Und wer die Flasche richtig hält, dem gelingt es, dass der Sekt nicht dem Korken hinterherkommt. Bei „unsachgemäßem Umgang“ kann der Schuss aus der Sektpulle durchaus auch ins Auge gehen, was ein Veilchen zur Folge haben kann. Wir wollen nicht darüber reden, welche Folgen es hat, wenn man zu tief ins Glas schaut. Und da warnen Ärzte vorm Feuerwerk… von Reiner Trabold
29.12.2017
Zum Aufruf einer Zeitung
Es klemmt. Überall
Darmstadt ist für den Schwerverkehr gesperrt. Natürlich gibt es für Be- und Entlader Ausnahmen. Natürlich gibt es auch Lkw-Fahrer, die das Verbot ignorieren. Viele aber umkurven die Stadt und belastern das Umland. Nun geht es darum, Geld aus dem sogenannten Diesel-Fonds zu bekommen, mit dem die Luft in deutschen Städten besser werden soll. Hintergrund: Es drohen Fahrverbote für alle Dieselfahrzeuge. Das erzeugt Druck. Die für eine Förderung von Maßnahmen querliegende Bürokratie ist dabei alles andere als hilfreich. Dass Darmstadt aber offenbar mal wieder so tut, als betreffe die Stickoxid-Problematik allein die Stadt und nicht auch das Drumherum, gehört zur Eigenart städtischen Denkens. Wo klemmt es in Darmstadt, will eine Zeitung zum Jahresende wissen? Überall kann man sagen, nicht nur bei der schlechten Luft. Es gibt kein intaktes Radwegenetz. Es gibt keine smarte Steuerung des Straßenverkehrs. Es gibt keine Umgehung, um das Zentrum der Stadt zu entlasten. Der Oberfeldtunnel war angedacht, doch Darmstadt OB Partsch denkt ja, in 30 Jahren gebe es keinen Verkehr mehr, der den Aufwand heute lohne. Weil sich dann alles im ÖPNV bewege. Ja, es fehlt auch eine Infrastruktur, die es Darmstädtern erlaubt, das Auto mal stehen zu lassen, Frau Akdeniz. Aber diese Infrastruktur darf sich doch nicht allein auf die Stadt beziehen. Kann aus dem Diesel-Fonds nicht endlich die Bahn in den Osten aufs Gleis gehoben werden, für die bisher angeblich immer die Mittel fehlten und die im Zusammenhang mit der Aufgabe der Nordostumgehung den vielen Pendlern an erster Stelle versprochen worden war? Es klemmt in Darmstadt ganz gehörig. Vor allem bei der Fähigkeit und Bereitschaft, die Region bei Zukunftsaufgaben mitzudenken. Und entsprechend zu handeln. Darmstadt first ist genauso verkehrt wie America first. Reiner Trabold
24. Dezember 2017
White Xmas
Bing Crosby singt „Dreaming of a White Xman?“Gehörst Du auch zu denen, die das Fest gern weiß feiern - und davon träumen, mal wieder träumen müssen? Da schwingt eine Menge Romantik mit. Wir Alten erinnern uns an die Kindheit („as it used to be“), als die Wahrscheinlichkeit auf eine weiße Weihnacht noch größer war als in diesen klimaaufheizenden Zeiten. Inzwischen spendet überwiegend Kerzenschein Trost. Es gibt Menschen, die können gar nicht genug Lichtlein anzünden. Praktisch diese Ketten aus LED-Leuchten. Sie strahlen, um uns die lange, stille Nacht zu verkürzen, in der uns der heilige Claus – the american way – durch den Kamin Geschenke unter den Baum legt. „Freue dich, s‘ Christkind kommt bald“ war früher. Nun, seit der Sonnenwende kurz vor dem Lichterfest werden ja die Tage peu à peu wieder länger. Nicht etwa, weil uns der Erlöser geboren wurde, sondern weil es die Astronomie so will, ein Tag, den schon die bösen Heiden böse feierten. Endlich wieder mehr Licht. Die Kirche hat den Tag vereinnahmt. Heute, am 24.12., hat Jesus wohl kaum das Licht der Welt erblickt. Und dass es Gott zum Geburtstag des Sohnes schneien lässt, ist auch in keinem der Evangelien verbürgt. Finden wir uns damit ab. Anstatt Flocken wieder mal die gewohnte„o du fröhliche“ Tristesse, dazu Frühlingstemperaturen in einem Dezember, in dem vor allem Regen auf die Erde kam. Reiner Trabold
23. Dezember 2017
Krippenspiel
Im Örtchen hinter dem Hügelland geht es kurz vorm Fest munter zu. Höhepunkt eines adventlichen Krippenspiels: Die Verabschiedung des Haushalts für 2018. Bürgermeister Larem (SPD) ist es gelungen, mit angezogenen Handbremsen, ein kleines Plus zu erwirtschaften. Das läuft prima. Alle dafür. Dann der zweite Teil der Burleske. Der Investitionsplan bleibt hängen. Worum geht’s? Um eine Anschaffung für den Bauhof. Geldverschwendung. Ohne uns, sagt die CDU. Hätte sie anders gestimmt, wenn sie gewusst hätte, dass damit der Haushalt scheitert? Larem muss Widerspruch einlegen. Hätte er die Gemeindevertreter nicht auf den Fehler aufmerksam machen müssen? Müssen nicht, können wohl. Das werfen ihm ausgerecht die vor, die fast alles besser zu wissen glauben und dem Rathauschef beschuldigen, er („der einzige Profi“) habe sie („die Laien“) wissentlich und unnötigerweise in die Sackgasse laufen lassen. Immer wieder zeigt sich die tiefe Zerrissenheit zwischen Bürgermeister und CDU. Die Komödie nimmt tragische Züge an. Reiner Trabold
17. Dezember 2017
Fußball
Zehn Spiele ohne Erfolg, und der so hoch gelobte Trainer Frings ist längst Geschichte bei den geknickten Lilien. So schnell geht das im bezahlten Fußball. Noch länger hat der FC Köln zu seinem jetzt wegen anhaltender Erfolglosigkeit gekickten Trainer Stöger gehalten. Es ist ein gnadenloses Ritual in der Bundesliga. Umso verwunderlicher, dass Dortmund den Erfolglosen holt, nachdem der BVB den erfolglosen Bosz gefeuert hat. Ohne Erfolg keine Zukunft. Dabei haben mangelnde Siege und Haltbarkeitsdatum von Trainern nur vordergründig miteinander zu tun. Wenn ein Verein sich beim Spieler-Tranfer verzockt, fällt das in die Zuständigkeit des Trainerstabs. Nicht allein. Selbst beste Trainer können nicht sofort Ersatz einbauen, wenn ein Verein, Leistungsträger ziehen lässt, ziehen lassen muss. Spieler wie Großkreutz und Altintop kamen wohl ans Böllenfalltor in Erwartung auf einen warmen Platz. Sie haben bisher nicht gezündet. Dafür ging ein Stützpfeiler wie Lilien-Turbo Heller (nach Augsburg). Der Mannschaft fehlt ein „Glücksbart“ Sailer. Kapitän Sulu ist als Integrationsfigur überfordert. Nun also Schuster, der verlorene Sohn. Kein sein, dass mit ihm der Spirit von einst zurückkommt. Allerdings wird auch er feststellen, dass es das Team von einst nicht mehr gibt. Wer Wunder erträumt, wird womöglich unsanft geweckt. Reiner Trabold
13. Dezember 2017
KaKa
Was, bitte, soll das denn sein, liebe SPD? KoKo, ein doppelter Knock-out etwa? Anstatt Stärke zu zeigen, eiern die Genossen schon vor dem ersten Treffen mit dem früheren Koalitionspartner Union und produzieren Kaka. Fluchtwege auszuleuchten, bevor ein Wort gesprochen ist, führt doch zu nichts. Ein bisschen Koalition anstatt einer richtigen, ist ja wohl hinterletzt. Mag sein, dass der arme Martin Schulz damit einen Teil seiner Partei befrieden kann. Beim Wähler kommt das ebenso wenig an, wie die Masche, den Preis für eine Hochzeit mit der Kanzlerin hoch und höher zu schrauben. Eine Kooperationskoalition basiert wohl auf der Befürchtung, Merkel könne die SPD austricksen und Erfolge für sich verbuchen, wie es in den Vorgänger-GroKos zweifellos der Fall war. Sie wird es sicherlich wieder tun, sollten es die Sozialdemokraten im Bündnis erneut versäumen, die Urheberschaft von Leistungen so selbstbewusst zu verkaufen, dass es Wähler auch bemerken und nachvollziehen können. Die SPD muss sich zudem damit abfinden, dass viele derer, für die sie sich einsetzt, das Engagement nicht verstehen, falsch deuten oder denen es schlichtweg gleichgültig ist. Reiner Trabold
13. Dezember 2017
Krippenspiel
Im Örtchen hinter dem Hügelland geht es kurz vorm Fest munter zu. Höhepunkt eines adventlichen Krippenspiels: Die Verabschiedung des Haushalts für 2018. Bürgermeister Larem (SPD) ist es gelungen, mit angezogenen Handbremsen, ein kleines Plaus zu erwirtschaften. Das läuft prima. Alle dafür. Dann der zweite Teil der Burleske. Der Investitionsplan bleibt hängen. Worum geht’s? Um eine Anschaffung für den Bauhof. Geldverschwendung. Ohne uns, sagt die CDU. Hätte sie anders gestimmt, wenn sie gewusst hätte, dass damit der Haushalt scheitert? Larem muss Widerspruch einlegen. Hätte er die Gemeindevertreter nicht auf den Fehler aufmerksam machen müssen? Müssen nicht, können wohl. Das werfen ihm ausgerecht die vor, die fast alles besser zu wissen glauben und dem Rathauschef beschuldigen, er („der einzige Profi“) habe sie („die Laien“) wissentlich und unnötigerweise in die Sackgasse laufen lassen. Immer wieder zeigt sich die tiefe Zerrissenheit zwischen Bürgermeister und CDU. Die Komödie nimmt tragische Züge an. Reiner Trabold